Wetter: sonnig, -27 Grad
Stehe um 05:30 auf, packe zusammen und gehe zum nahen Bahnhof. 06:07 fährt der Zug zum Flughafen. Air Greenlandschalter finde ich schnell und gebe meinen Koffer ab. Suche mir erst mal eine
Cafetería für einen (Filter-)Kaffee und ein herrliches Croissant. Dann durch die Security, geht auch problemlos. Gemütlich spaziere ich zum Gate, wo ich noch einige Zeit habe. Pünktlich um 08:30
ist boarding und ebenso pünktlich fliegen wir um 09:15 mit A330 los.
Schon bald kommen Getränke und kurze Zeit später ein warmes Essen, überbackene Hörnlinudeln mit Hähnchen. Habe schon schlechter gegessen in einem Flieger. Leider ist es fast auf der ganzen
Strecke bewölkt. Nach 4,5 Stunden landen wir bei nun strahlendem Sonnenschein und -27 Grad in Kangerlussuaq. Wir stellen unsere Uhren um vier Stunden zurück, sind also fast zur gleichen Tageszeit
gelandet wie wir gestartet sind.
Der Flughafen und somit das Ort Kangerlussuaq wurde unter dem dänischen Namen Søndre Strømfjord 1941 als US-Army-Stützpunkt gegründet. 1992 wurde der Flugplatz an Grönland übergeben. Somit ist er
der grösste Flugplatz Grönlands. Air Greenland besitzt eine A330 (alle anderen Flugzeuge sind DASH8 und Hubschrauber), die mehrmals in der Woche nach Kopenhagen shuttelt. Der Flug ist nicht nur
wichtig für den Personentransport, sondern auch für Fracht. Der Ort hat heute 550 Einwohner, die vor allem mit und für den Flugbetrieb und der dazugehörigen Infrastruktur arbeiten. Der Tourismus
nimmt immer mehr zu, allerdings bestehen Pläne in Ilulissat und Nuuk internationale Flughäfen zu bauen und Kangerlussuaq zu schliessen, was natürlich in der Bevölkerung mit Sorge beobachtet
wird.
Es gibt etwas Verwirrung, zwar ist der Flughafen klein und übersichtlich, trotzdem sieht man kein Kofferband. Erst nach Nachfragen finden wir eine Treppe um in die untere Etage zu gelangen.
Offensichtlich sind wir zur falschen Tür ins Terminal. Mein Koffer ist einer der ersten. Schnell findet man auch den Guide. Wir sind ausser meinereine: ein Schweizer Ehepaar, zwei Herren aus
Hamburg, deren Gattinnen meinten Urlaub nur wenn man Bikini tragen kann, zwei Dänen - Vater und Sohn - und ein Sachse mit Schweizer Lebensgefährtin. Ein Wort zu der Reise - sie gilt als
Individualreise, man bucht beim Veranstalter Flüge ex Kopenhagen und Unterkunft. Dazu kann man Ausflugspakete buchen. Da es nicht als Gruppenreise gilt sind bei den Ausflügen natürlich noch
andere Reisende dabei.
Mit einem Kleinbus werden wir zum Hostel Old Camp gebracht. Old Camp liegt zwei Kilometer ausserhalb des Zentrums mit dem Flughafengebäude und besteht aus mehreren einstöckigen Holzhäusern. In
unserem Haus gibt es ausser den einfachen, kleinen Zimmern eine Küche und zwei Aufenthaltsräume. Es gibt vier Bäder mit Duschen. Im Haupthaus findet man eine Rezeption mit einem kleinen
Souvenirshop. Um 11:00 gibt es ein Infotreff, das Programm wird kurz erklärt, sowie das Verhalten bei der Kälte. So soll man immer auf seine Begleiter acht, wenn sie eine weisse Nase bekommen,
soll man sie umgehend warnen, das sind erste Anzeichen von Erfrierungen, die man aber selbst noch nicht wahrnimmt. Später, beim Hundeschlittenfahren, tritt dieser Effekt bei einem Mitreisenden
tatsächlich auch ein. Auch soll man beim Betreten des Hauses immer erst die Aussentüre schliessen, bevor man an der Garderobe die Innentür öffnet.
Auch kann man für die drei Tage Abendessen plus zwei Lunchpakete zubuchen, man wird dann vom Bus abgeholt. Machen wir alle. Alternativ müsste man sich selbst etwas kochen oder den Weg zum Flughafenrestaurant unter die Füsse nehmen.
Unsere Unterkunft Old Camp
Um 13:00 werden wir abgeholt und fahren einmal durch Kangerlussuaq, um eine Übesicht über das Ort zu erhalten.
Wir fahren wieder zurück und über die längste Strasse Grönlands (50km) bis zum zugefrorenen Hafen am Fjord. Hier gibt es einen Fotohalt.
Die längste Strasse Grönlands - 50km
Weiter geht es den Berg hoch, wo man einen herrlichen Ausblick hat. Immer wieder begegnen einem Rentiere.
Eine sogenannte Nebensonne
Wieder zurück fahren wir nochmal durchs Ort bis zum Base (der südliche Teil des Ortes, hier lebten und arbeiteten früher die Amerikaner). Wieder beobachten wir eine Halo.
Hier gibt es ein kleines Museum und wir hören einen kurzen Vortrag über Nordlichtfotografie. Auf dem Rückweg zum Old Camp machen wir noch einen Stop beim Supermarkt, wo wir uns mit ein paar
Dingen eindecken können. Zum Supermarkt führt eine kleine metallene Rampe, da man nicht weiss ob sie vielleicht doch etwas vereist ist langt man automatisch an das metallene Geländer - etwas das
man bei diesen Temperaturen ohne Handschuhe gefliessentlich unterlassen sollte. Noch müssen wir lernen mit der (sehr trockenen) Kälte zu leben. Gegen 16:00 sind wir zurück und haben nun frei bis
18:00. Ich halte eine kleine Siesta und mache dann schon alles bereit für den abendlichen Nordlichtausflug.
Um 18:00 werden wir zum Abendessen abgeholt. Unterwegs sammeln wir noch an zwei Punkten weitere Leute ein, so dass der Bus voll wird. Der Weg zum Restaurant führt ziemlich weit am Flughafen
vorbei durch Base ins nichts. Wir finden ein nettes, grosses Lokal in der Nähe vom zugefrorenen Lake Ferguson. Als Vorspeise gibt es ein gerolltes Gemüseblatt, wir können nicht herausfinden was
es ist. In dem Röllchen ist eine Creme mit Lachsstücken. Dann kommt ein grosses Stück Heilbutt mit etwas Mais und Lauch sowie Butterkartöffelchen. Sehr lecker. Wir sitzen gemütlich schwatzend
zusammen, bis jemand kommt, wer zur Nordlichttour will soll sich beeilen, der Bus fährt gleich. Alarmstart, jeder muss ja noch sein Getränk zahlen. Es geht den ganzen Weg zurück, unterwegs laden
wir unsere Mitfahrer wieder aus und sind kurz nach 20:00 wieder im Hotel. Im Galopp eines gehetzten Affen geht es in die „Nordlichtkleidung“, gut liegt schon alles bereit, Kamera und Stativ
gepackt ab wieder in den Bus – für alles haben wir sieben keine 10 Minuten gebraucht. Zurück ins Ort und alles wieder einsammeln. Da wir die entfernteste Unterkunft haben sind wir immer die
ersten resp. die letzten. Dann fahren wir raus aus dem Ort. Leider hat es ein paar Wolken, die immer dichter werden und der schon ziemlich volle Mond stört auch. Ausser einem Mitglied unserer
Gruppe haben schon alle Nordlicht gesehen und befinden den Ausflug als Quatsch bei den Wolken. Dazu nervt der Bus - bei der Kälte lässt der Fahrer jeweils den Motor laufen, selbst wenn wir zwei
Stunden unterwegs sind. So umwabert uns Nähe Bus ständig ein Abgasgestank. Bei -32 Grad stehen wir eine Stunde rum, bevor Übungsabbruch befohlen wird. Wir fahren nun an der Flugpiste wieder links
zum Base ins kleine Museum, wo ein Film über die Entstehung von Nordlicht gezeigt wird. Vorher gibt es aber noch eine Demonstration von „Nordlyskaffee": Whiskey , Kalua, Kaffee, Schlagsahne, über
die brennender Grand Marnier gegossen wird. Ich muss zugeben – schmeckt lecker. Dann geht es zurück ins Hotel, wo wir gegen 22:45 eintreffen. Da unser Tage heute 28 Stunden hatte ziehen sich alle
müde zurück.