Freitag, 04. 11. 2011 - Auf See


 

Habe gut geschlafen, heute Nacht war es auch ruhiger. Wache aber kurz vor 0600 auf weil es warm ist in der Kammer, öffne die Lüftung mehr. Schlafe aber wieder ein bis mein Wecker um 0645 klingel. Um 0700 ist ja Wecken, stehe aber gerne etwas früher auf. Morgens mache ich mich immer in der Toilette fertig, im Waschraum ist mir zuviel los. Bringe mein Tagebuch up-to-date und sichere die Fotos vom Vortag.

 

Zum Frühstück gibt es heute Kalbsleberstreichwurst. Danach gehe ich auf Deck, es hat immer noch Seegang, WS 7, schwarze Wolken und daneben wieder blauer Himmel. Wir geniessen eine Zeitlang die frische Luft – es ist recht kalt – da kommt Parushni Avral. Ich möchte auch heute nicht mitmachen, bin froh um den Entscheid als ich später sehe dass es eine ganze Crew Kadetten beim Ziehen schmeisst. Mache dafür Fotos. Als alle angetreten sind werden die Kadetten nochmal weggeschickt um Regenkleidung anzuziehen, daher kommt der Alarm ca. 10 Minuten später erneut. Es werden Fock, Gross- und Kreuzsegel gesetzt so wie Untermars. Dazwischen regnet es kurz.

 

Nach dem Segelmanöver kommt der Alltag wieder – Deckschrubben, schliesslich wollen wir ja morgen im Hafen sein. Trinke im Lenin einen Kaffee und um 1130 Mittagessen, Suppe mit viel Einlagen (Salami und Wurst kleingeschnitten, Hähnchen, Gewürzgurken, Oliven), Reis mit Hähnchen. Der Reis ist immer etwas klebrig und trocken ohne Sauce, so dass wir ihn mit den vorhandenen Mitteln – Ketchup, Mayo und Remouladensauce – aufpimpen.

 

Mittagschläfchen. Ich lese viel in der Kabine, da es überall ungemütlich ist und geschrubbt und gewienert wird, ausserdem kommt immer mal ein Schauer. Heute sehen wir jede Menge Regenbogen. Kurz vor Teatime gehe ich duschen und beginne schon mal etwas zu Packen.

 

Heute gibt es zur Teatime wieder mein Lieblingsessen - Pellkartoffeln und Makrelen. Gehe dann noch etwas lesen, aber kurz nach 1700 gibt es Segelalarm, heute ohne Vorwarnung (normalerweise gibt es ca. 10 Minuten vorher eine Ankündigung). Das Manöver dauert 1,5 Stunden, die grossen Rahsegel müssen geborgen werden und es werden viele in die Wanten geschickt, sowohl Kadetten wie Bootsleute. Wieder sieht man dass die Kadetten mit diesen Manövern noch grosse Mühe haben. Zum Schluss wird noch gebrasst.

 

 

Wir gönnen uns einen Kaffee und um 1930 Abendessen, dieselbe Suppe und Eintopf (Kartoffel, Kohl und etwas Fleisch) – sehr lecker! Wir gewöhnen uns langsam wieder an „normales“ Leben, der Suppenteller steht wieder gerade, wir auch, keine rutschhemmenden Decken auf den Tischen – nach fünf Tagen kein´Sturm mehr!

 

Wir sind noch etwas draussen und gehen dann in den Lenin, um 2030 will der Kapitän kommen, wird dann aber um eine halbe Stunde verschoben, dafür können wir im kleinen Shop nochmals Souvenirs einkaufen, er wird gerade für den Hafen aufgefüllt. Der Captain kommt mit Grigori und dem Cheflehrer. Kurz nach Mitternacht gehen die Letzten.