Da wir heute morgen die letzte Gruppe sind können wir uns Zeit lassen. Wir wachen kurz nach 7 Uhr auf und gehen zum Frühstück, wir liegen in Almirante Brown, einer argentinischen Station. Die Forschungsstation war bis Anfang der 80er Jahre in Betrieb. Der Arzt - Chef der Station - wurde für ein Jahr verpflichtet. Als nach einem Jahr das Versorgungsschiff kam war die Ablösung für die ganze Crew dabei, nur nicht für den Arzt, er musste ein weiteres Jahr ausharren. Auch die Jahre darauf war für den Arzt keine Ablösungen dabei. Bevor der lange und kalte antarktische Winter - es sollte sein vierter werden - begann brannte er in seiner Verzweiflung die Station nieder. Er wusste dass ein amerikanisches Schiff in der Nähe ist, das zu Hilfe kam und die Mannschaft evakuierte. In den letzten Jahren und mit zunehmendem Tourismus wurde die Station nach und nach wieder aufgebaut.
Um 8 Uhr beginnen die Anlandungen, wir sind um 10 Uhr dran.
Erst muss man leicht klettern, dann kann man im Schnee nach rechts auf einen kleinen Hügel oder gerade aus auf einen höheren Berg, den die Leute mit Begeisterung auf dem Hosenboden runterschlittert. Walter geht in die Höhe, ich bleibe auf dem niedrigeren Hügel, mein Knie ist etwas geschwollen (hatte drei Monate vorher eine Meniskusoperation).
Mittagessen und kleine Siesta, inzwischen fahren wir weiter und sind schon bald in der Wilhelmina Bay, wo wir cruisen und nach Walen Ausschau halten. Wir sehen auch einige Buckelwale. Erst sichten wir eine Mutter mit Jungem und machen uns recht schnell weg, um die Familie nicht zu stören. Ein Wal umschwimmt aber dann das Schiff. Später sichten wir dann eine Weddelrobbe auf einer Eisplatte. Der Kapitän stoppt und schiebt das Schiff dann ganz langsam und fast lautlos nahe an die Eisscholle. Es gibt viele Eisberge und das Wasser ist absolut ruhig und ohne Wellen.
Kurz bevor wir aus der Bucht fahren sehen wir links ein Schiffswrack. Es handelt sich um die Guvernøren, einen norwegischer Walfänger der 1915 in Brand geriet und auf Grund gesetzt wurde um Mannschaft und Ladung zu retten. Dabei liegen fünf Segelyachten.
Wir fahren aus der Bucht aufs Meer. Kurz nach 17 Uhr ist das Briefing für den nächsten Tag und pünktlich um 18 Uhr gehen wir zum Abendessen, heute gibt es phillippinisches Buffet. Das Personal ist entsprechend gekleidet und trägt heute Abend nicht die Hurtigrutenuniform.
Den Abend verbringen wir im Panoramasalon, wo um 22 Uhr eine „Crew-Show“ stattfinden soll. Man kann abendlichen Veranstaltungen gegenüber stehen wie man will, aber die Filipinos sind im Speisesaal, machen unsere Kabinen, helfen beim Ausbooten und haben trotzdem noch Zeit mit Freude eine Show auf die Beine zu stellen. Man muss sie bewundern. Der Barchef erzählt uns später ihr Vertrag gehe 9 Monate (Neulinge kürzer), dann habe er zwei oder drei Monate frei bis zum nächsten Vertrag und es lohne sich für sie wirklich. Auch beim Publikum hat man heute Abend das Gefühl nach diesen erlebnissreichen Tagen mit zwei Anlandungen pro Tag und dem jeweils entsprechenden Umziehen sowie den Walbeobachtungen den ganzen Tag ist etwas die Luft raus und man hat Spass an einem bunten Abend, den man vielleicht ein paar Tage vorher noch gar nicht gehabt hätte.