Dienstag, 01. 11. 2011 - Auf See


 

 

Kurz nach 0400 wache ich auf weil ich mit den Füssen ans Ende der Koje brettere und gleich darauf wieder zurück – hoppla - Seegang! Wir haben wohl den Kurs nach Süd gewechselt und es schaukelt ziemlich heftig. Ständig geht es längs durch die Koje (ich schlafe quer zur Fahrtrichtung). So geht es ca. eine Stunde, dann kapituliere ich, mache das Licht an und lese etwas. Es beruhigt sich und ich mache ein Schlafversuch, aber als ich gerade weggedämmert bin geht’s wieder los. Was solls, stehe gegen 0600 auf, ziehe mich an und gehe kurz an Deck. Herrlicher Sternenhimmel, man sieht auch die Milchstrasse. Gehe noch etwas in die Kammer zum Lesen und pünktlich um 0730 gibt es Frühstück. Heute Salami, die mir aber nicht so mundet, daher bleibe ich bei Marmeladebrot. Es gibt verschiedene russische Marmeladen, sind ganz gut, schmecken allerdings alle in etwa ähnlich. Dann raus zum Sonnenaufgang. Wetter ist gut mit leichten Wölkchen, es ist aber recht frisch.

 

 

 

Wir verbringen den Morgen an Deck. Wie fast täglich gegen 1000 Kaffeetrinken im Lenin. Dazwischen gehe ich auch mal zum Lesen in die Kammer. 1130 Mittagessen, heute gibt es die gleich Suppe wie gestern – Gemüsesuppe mit Fischeinlage. Ist nicht so der Brüller. Ausserdem ist es gar nicht so einfach bei dem Seegang Suppe im Teller zu behalten. Als Hauptspeise gibt es Nudeln mit einem Fleischklops, der zwar gut ist, man kann aber nicht so definieren was die Bestandteile sind, vermutlich Fisch und Fleisch zu ähnlichen Teilen. Ich leiste mir ein Mittagsschläfchen, und gerade als ich aufstehe kommt die Durchsage dass es frische Bettwäsche und Handtücher gibt für die Trainees, die schon die zweite Woche da sind. Also erst mal Bettabziehen. Kurz nach dem Mittagessen drehten wir in West-Ostrichtung und die Maschine wird gestoppt, sie soll gewartet werden für ca. fünf Stunden. Wir dümpeln also und es ist ein seltsamer Ablick, das Steuer ist festgebunden und keiner im Steuerstand. Ansonsten ist wildes Basteln und Reparieren an Deck, sogar der Captain läuft im Blaumann rum.

 

...Begegnungen...

 

 

Da ich Durst habe hole ich mir im Lenin eine Dose Bier, die ich in die Kammer schmuggle und lese. Wir Trainees dürfen uns natürlich ein Bierchen gönnen, allerdings soll dies nicht öffentlich geschehen, um keine Begehrlichkeiten bei den Kadetten zu erwecken. Der Lenin ist meist auch geschlossen und nur zu gewissen Zeiten offen, damit keine Kadetten heimlich an „unsere“ Biervorräte gehen. Auf dieser Fahrt ist es allerdings nicht nötig und wird freier gehandhabt.

 

Bis zur Teatime wieder an Deck, 1530 Essen, russischer Salat (statt Nudeln mit Kartoffeln) und eine Orange. Ich beschliesse dann zu duschen und als ich wieder an Deck komme nehmen wir gerade wieder Fahrt auf und drehen nach Süden. Unser Kapitän klettert auf dem Grossmast rum und gibt auf der Rahnock dem Moderator ein Interview.

 

Interview auf der Rahnock...

...was Crew, Trainee und und Wachhabender mit Erstaunen und etwasMisstrauen erfüllt...

 

Kaum ist der Captain unten gibt es Parushni Avral – Brassen. Immer wenn ich gerade geduscht habe und frisch Wäsche angezogen habe, es ist wie verhext!

 

1930 Abendessen – die Suppe ist immer noch nicht alle, dazu gibt es Reis und überbackene Wurst. Wir gehen noch etwas an Deck ist aber recht stürmisch, so treffen sich bald einige im Lenin, wo wir den Abend ausklingen lassen. Gehe schon um 2300 ins Bett.