Freitag, 20. 06. 2014 - St. Cristóbal - Floreana


Wetter: schön und warm

 

Wir stehen um 06:00 auf und packen zusammen, 07:00 Frühstück, kurz vor 08:00 geht es zum Anleger. Hier wird unser Gepäck auf Lebensmittel und ähnliches untersucht und verplombt, damit man nicht Organismen auf andere Inseln einschleppt. Dann geht es auf eine Yacht, wo wir 17 (Reisgruppe, Carlitos und Guide Javier) genau Platz finden. Dana und ich setzen uns ganz hinten zu den Motoren. Eine gute Wahl, da mit ziemlich hohem Tempo gefahren wird gibt es vorne ziemliche Schläge und die Leute werden gut durchgeschüttelt, hinten ist es ruhig. Nass werden wir auch nicht, da bei der Geschwindigkeit das Wasser nach aussen gedrückt wird. Die zwei grossen Yamaha-Aussenbordmotoren schaffen was weg, das Boot düst mit 24-25kt dahin. Nach rund einer Stunde hält der Kapitän plötzlich an – Wale! Eine Zeitlang beobachten wir, es dürften 3-4 Tiere sein. Dann geht es weiter. Das laute, aber regelmässig Brummen der Motoren macht schläfrig und bald machen fast alle ein Nickerchen. Die Entfernung zur Insel Floreana beträgt rd. 100km.

 

Langsam umrunden wir die Felsformation Corona de Diablo. Wir fahren weiter und kurz darauf können wir vom Schiff zum Schnorcheln. Ganz grosses Kino, ein faszinierender Untergrund mit Seesternen und vielen Fischen, vor allem graue mit gelber Schwanzflosse und lila-gelbe.

 

Corona de Diablo


 

Nach rd. 40 Min. fahren wir weiter zum Hafen von Puerto Velasco Ibarra.

 

Die Insel Floreana ist 18km lang,  16km breit und hat 120 Einwohner. Die Hauptstadt ist Puerto Velasco Ibarra.


Floreana diente im 17. Jahrhundert als Rückzug für Piraten und im 18. Jahrhundert für englische Walfänger. Später war die Insel unbewohnt bis 1929 ein Deutscher, der Zahnarzt Dr. Ritter mit seiner Lebensgefährtin auf die Insel zog, auf der Suche nach einem alternativen Leben. Drei Jahre später kam das Kölner Ehepaar Wittmer mit dem Sohn aus erster Ehe von Heinz Wittmer auf die Insel, sie suchten ein angenehmes Klima wegen einer Krankheit des Sohnes (er verstarb später bei einem Bootsunglück). Schon kurz darauf, 1933 kam Sohn Rolf zur Welt, das erste auf Floreana geborene Kind, und vier Jahre später Tochter Inge Floreanita. Kurz nach der Familie Wittmer tauchte eine Österreicherin mit ihren beiden (nach manchen Quellen auch drei) deutschstämmigen Liebhabern auf. Sie nannte sich „Baronin“ und wollte die Herrschaft über Floreana. Bald floh einer ihrer Liebhaber, ein gewisser Rudolf Lorenz, zu Dr. Ritter, da er mittlerweile von der Baronin plus Anhang fast als Sklave behandelt wurde. Nach einiger Zeit - so die "offizielle" Version - teilte die „Baronin“ den anderen Siedlern mit, im Hafen läge eine Yacht und sie würde mit Begleitung die Insel verlassen. Sie wurden nie wieder gesehen. Da zu der Zeit nie eine Yacht in den Gewässern gemeldet war, ist anzunehmen dass Lorenz, möglicherweise mit Hilfe des Zahnarztes Ritter, sie umgebracht hat. Lorenz seinerseits verliess bald darauf Floreana mit der Yacht eines Norwegers. Lorenz und der Norweger wurden später tot auf einer anderen Insel gefunden, mit einem Rettungsboot der Yacht, die mitsamt dem ecuadorianischen Schiffsjungen verschwunden blieb. Es ist anzunehmen dass sie unterging und die beiden Männer ihre Rettung nicht überlebten. Dr. Ritter verstarb kurz darauf an einer Fleischvergiftung, es wurde nie geklärt ob es ein Unglück war, hier stand aber der Verdacht im Raum, dass seine Lebensgefährtin nachgeholfen hatte, zumal er Vegetarier war Sie verliess die Insel und kehrte nach Deutschland zurück. Ecuador war nicht allzusehr an einer Aufklärung der Fälle interessiert, da war die kleine Insel wohl zu weit entfernt vom Festland. Allerdings wollte man 1937 die Familie Wittmer von der Insel verweisen, nur das Eingreifen der deutschen Botschaft und die Tatsache, dass zwei ecuadorianische Familien auf die Insel zogen, verhinderte dies.
 

Das Ehepaar Wittmer ist natürlich mittlerweile verstorben. Sohn Rolf war erst Fischer und begann dann im Tourismus mit einem selbstgebauten Boot. Ecuador ehrte ihn mit einem Denkmal am Schiffsanleger ob seiner erfolgreichen Bemühungen zur Entwicklung von Floreana. Auch er ist mittlerweile verstorben, seine Schwester Inge Floreanita führt zusammen mit ihrer Tochter das Hotel.

Mit einem Wassertaxi setzen wir über. Am Anleger erwarten uns Leguane und Seelöwen. Die Plomben werden von unserem Gepäck genommen und zu Fuss laufen wir ins Hotel Wittmer, ca. fünf Minuten vom Hafen, unser Gepäck wir mit einem Pick-Up transportiert. Wir beziehen unsere Zimmer, dann gehen wir zu einem Restaurant zum Mittagessen,  Brokkolisupper – Reise, Fischsteak, Krautsalat – Wassermelone.

 

Wir fahren mit einem kleinen offenen Laster ins Hochland, wo früher Piraten hausten und später die Wittmers nach ihrer Auswanderung aus Deutschland wohnten. Wir machen einen Rundgang und besuchen die einzige Süsswasserquelle der Insel, ein Grund warum die ersten Siedler so weit oben hausten. In einer Auffangstation sehen wir Riesenschildkröten, hier wurden alle nicht einheimischen Schildkrötenmännchen, die von Siedlern von anderen Inseln gebracht wurden, gesammelt und verleben hier ihren Lebensabend. Damit sie sich nicht wieder vermehren gibt es keine Weibchen. So soll die Tierpopulation der Insel wieder endemisch werden.

 

Solche Fahrzeuge werden auf den Inseln für den Transport

der Touristen eingesetzt

 

Die alte Piratenhöhle, die später auch von der Familie Wittmer

bewohnt wurde bis sie sich eine Hütter erbaut hatten

 

Dieser Steinkopf veranlasste Anfangs der 50er Jahre

Thor Heyerdahl die Insel zu besuchen, um deren

Ursprung zu erforschen. Wie sich aber herausstellte war sie

nicht antik, sondern Vater Wittmer hatte den Stein mit seinen

Kindern bearbeitet. Die Expedition von Heyerdahl war

aber trotzdem nicht umsonst, er fand bei Grabungen jede

Menge Keramik, die bewies dass die Insel in früheren

Jahrhundertenwohl vom Festland besucht wurde

 

Zurück im Hotel gönne ich mir einen kleinen Mittagsschlaf, dann machen wir einen Spaziergang zum Anleger. Zurück Duschen und Tagebuch schreiben. 19:00 gibt es Abendessen – Quinoasuppe – Gulasch, Reis und Pellkartoffeln, Erbsen, Tomaten- / Gurkensalat (Schüsseln stehen einfach auf dem Tisch). Wir trinken noch ein Bierchen auf der Terrasse, kurz nach 21:00 ziehen wir uns aber zurück.

 

Am Schiffsanleger

 

Die Hauptstrasse von Puerto Velasco Ibarra

 

Hotel Wittmer