Mittwoch, 26. 10. 2011 - Auf See


 

 

Wecken wie immer um 0700 per Lautsprecher mit einem freundlichen dobro utro und dem Wetterbericht, leider nur auf russisch. Zum Frühstück gibt es heute Brot und zwei hartgekochte Eier (plus natürlich Butter und Marmelade).

 

Auf Deck sind heute wieder ein paar Arbeiten angesagt, wenn auch nicht so viele wie gestern. Die Kadetten haben dazwischen ja auch Theoriestunden. Wir lungern auf Deck umher, bis uns ein kräftiger Schauer in den Leninraum zum Kaffee scheucht. Ein paar möchten aufentern, müssen das aber noch verschieben wegen dem Schauer. Wetter wechselt jetzt ständig zwischen Schauer und Sonne. 1130 Mittagessen, es gibt eine ausgezeichnete Fleischsuppe (u.a. findet sich die übrige Salami von gestern morgen darin wieder), Buchweizen und ein gerolltes, mit Ei überbackenes Stück Schweinefleisch. Auf dem Tisch steht in einem Töpfchen eine leicht scharfe Tomatensauce, damit schmeckt sogar der Buchweizen einigermassen. Dazu gibt es Kirschsaft. Man merkt dass das Schiff noch nicht lange von Russland weg ist, alles – von der Milch bis zum Toilettenpapier ist noch russisch.

 

Halte ein Mittagsschläfchen, um 1300 treffen wir uns im Lenin wo uns der Traineebetreuer in den Gebrauch des Sextanten einweist. Danach versuchen wir auf Deck die Sonne zu schiessen und um 1400 besuchen wir Igor, den Segelmacher. Bis zur Teatime bleibe ich noch auf der Back, geniesse das Wetter, unterhalte mich, sehe einem vorbeiziehenden Autofrachter zu und und einem Kameraden der den Grossmast entert, diesmal bis zur Oberbram.

 

Wir üben mit dem Sextant

 

Ein Trainee auf der Oberbram (3. Rah von unten, links)

 

Zwei Trainees machen sich beim "Puscheln" nützlich.

Diese "Puschel" wie wir sie nennen, werden hochgezogen

damit die Segel von den Tauen nicht aufgerippst werden

 

In der Segelmacherei

 

1530 Teatime, heute gibt es zwei Brötchen, mit Kraut und Zwiebel gefüllt, manche haben aber auch ein mit Mohn gefülltes Brötchen ergattert. Ziehe mich dann kurz in die Kammer zurück und führe mein Tagebuch nach. Bin eben fertig und will an Deck als Parushni Avral kommt, also nichts wie raus. Wir setzen Vorstengestag und Innenklüver, Grossstengestag, Kreuzstengestag und Unterbesan. Ich bleibe dann an Deck, unterhalte mich und wir sehen dem Kapitän bei seinem Fitnessprogramm zu, er läuft das ganze Schiff Planke für Planke quer ab, von Heck nach Back und zurück, jeweils hinten und vorne gibt es Klimmzüge. Wir nehmen die Idee auf und ich walke etwas mit Horst – man ist wirklich ganz steif. Dazwischen müssen wir dem Kapitän Applaus spenden für seine Klimmzüge, der Bursche strengt sich dabei sehr an. Er ist übrigens der erste Kapitän den ich kennenlerne der kleiner ist wie ich, man nennt ihn the most charming captain all over the world. Hat was. Es ist bewölkt und später beginnt es auch zu regnen, eine Stunde vor Abendessen setze ich mich für einen Drink in den Lenin und unterhalte mich mit einem Kameraden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jeder hängt auf seine Artseinen Gedanken nach

 1930 Abendessen, heute gibt es nochmals die ausgezeichnete Suppe vom Mittag, Hirsebrei mit Hackfleischklops und wieder Kirschsaft. Der Hirsebrei findet nicht so den Anklang bei uns. Wir sind gerade mit dem Essen fertig und die zweite Sitzung der Kadetten sollte anfangen als Parushni Avral kommt - die Segel müssen runter, wir wechseln den Kurs Richtung Süden. Draussen regnet es in Strömen, auch habe ich das Gefühl wir haben heute doppelt so viele Kadetten am Mast wie gestern. Diesesmal haben wir den Kreuzstengestag aber schnell unten wir zwei Tage zuvor.

 

Bis Mitternacht sitzen wir noch im Lenin und unterhalten uns, die Meisten gehen aber um 2100 zu Bett. Es ist Sturm angesagt für die Nacht, es schaukelt dann auch etwas.